Luftige Millimeter-Arbeit

Hubschrauber-Einsatz im Raum Werl

(08.02.2017 Soester Anzeiger)

Werl - Unter Strom stehen sie nicht, wohl aber im kalten Luftstrom. Und sie fallen auf mit ihrem dunkelroten Helikopter, der seit Dienstag in den Werler Höhen unterwegs ist. Die Erklärung für die ungewöhnlichen Geräusche unter den Wolken ist eine einfache: Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion lässt letzte Arbeiten an der im vergangenen Jahr ausgebauten Höchstspannungsleitung von Dortmund-Kruckel nach Hamm-Uentrop erledigen.

Flap-flap-flap – oder so ähnlich – wird es auch noch in den nächsten Tagen über den Werler Köpfen dröhnen, wenn Knut Wagner, Christian Schneidt und Roman Hube von ihrem Schotterlandeplatz aus an der Straße „Auf dem Kreiter“ in die Luft gehen.

Im Gepäck dann schwarz-weiße Tafeln, mit denen die neuen Leitungen bestückt werden. Es sind Vogelschutzmarkierungen, die Kollisionen von Kranich, Ente und Co. bei ihrem Überflug mit den Leiterseilen vermeiden sollen. Sie werden von den Tieren oft zu spät wahrgenommen und dann zur tödlichen Gefahr.

Sie machen die Millimeterarbeit mit und vom Helikopter aus: Knut Wagner, Christian Schneidt und Roman Hube.

Daher ist dieser Einsatz auch eng mit den Naturschutzverbänden abgestimmt, heißt es dazu aus der Amprion-Pressestelle in Dortmund.

Frostige Angelegenheit in luftiger Höhe

Eine ziemlich frostige Angelegenheit ist die Maßnahme derweil für die Hubschrauber-Mannschaft – am Mittwoch bei rund 2 Grad Außentemperatur. 

Vor allem Roman Hube sitzt dann außen am Helikopter, an Seilen gesichert in luftiger Höhe, um die Spezialtafeln anzubringen. Für den auch in Höhenrettung erfahrenen Mann ist das reine Routine. Für seine im halboffenen Hubschrauber sitzenden Kollegen auch, die ebensolche Millimeterarbeit erledigen und das Fluggerät jedes Mal dicht an die neuen Alustahlseile heranfliegen und es bei der Montage vor allem still halten müssen. 

500 Vogelschutzmarkierungen werden im Raum Werl angebracht 

Das ruhige Winterwetter spielt daher durchaus mit, macht allerdings große Mengen an Heißgetränken notwendig, mit denen sich das Team – ist es wieder auf dem Schotterplatz im Werler Norden gelandet – zwischendurch aufwärmen kann. Stück für Stück von insgesamt 500 Vogelschutzmarkierungen werden im hiesigen Raum im Laufe der fünf Tage auf etwa elf Leitungskilometern angebracht. 

Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion aus Dortmund lässt sich das rund 120.000 Euro kosten. Und damit kann nun auch keine Rede mehr davon sein, dass der Hubschrauber für einen ungewöhnlichen Polizeieinsatz oder gar „Tatort“-Filmdreh in Werl unterwegs ist, wie eine Anruferin gestern scherzhaft vermutete. Sie hatte wie andere auch in Holtum, Büderich und Werl den Helikopter beobachtet und sich Fragen gestellt...

Netzausbau

Der Ausbau der Höchstspannungsleitung, die von Dortmund-Kruckel nach Hamm-Uentrop auch über Werl führt, hat im Sommer vergangenen Jahres begonnen. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion investiert Gesamtkosten von rund 20 Millionen Euro. Die Arbeiten an Masten und Leitungen starteten seinerzeit in Dortmund-Kruckel und zogen sich weiter über Schwerte, Holzwickede, Fröndenberg und Unna nach Werl, Welver und Hamm-Uentrop. Dabei wurde der vorhandene 220-Kilovolt (kV)-Stromkreis durch eine Umbeseilung auf 380-kV-Betrieb umgestellt. Allein auf Werler Gebiet waren rund 20 Strommasten betroffen.